Hunting for polar light

„Die schreiben hier das wichtigste Utensil für die Polarlichtjagd wäre ein Auto !?!?“ Was Silke las, sollte sich schon bald als richtig erweisen, doch dazu später.

(Scroll down for engl. version)

Zunächst einmal möchte ich Euch meine Reisebegleitung und Fotofreundin Dr. Silke Bayer vorstellen. Wir sind beide Hurtigruten Fans und haben insgesamt schon 8 Törns auf dem Kerbholz. Wir waren vor 5 Jahren stolze Gewinner eines Preisausschreibens von Olympus. Auf dem gemeinsamen Fotoworkshop (das war der Preis) in Hamburg lernten wir uns kennen. 

Silkes Blog

Trotz zahlreicher Hurtigruten-Fahrten, blieb uns das Nordlicht-Foto bisher verwehrt. So schnell rückt die Polarregion ihr kostbares Licht nun auch wieder nicht raus.

Eine gemeinsame Fotoexpedition sollte es richten. Aber wohin? Nördlich des Polarkreises, ist ja klar. Island, Norwegen, Schweden oder Finnland waren im Rennen, doch am Ende haben wir uns für Norwegen, genauer für Tromsø entscheiden: Es bietet vom Polarlicht abgesehen noch viele weitere Attraktionen. Nicht umsonst gilt es als das Paris des Nordens. 

Wie wir noch lernen sollten ist Tromsø für die Polarlicht Fotografie besonders geeignet, weil die Landschaft drumherum je nach Standort sehr variabel ist. „Vordergrund macht Bild gesund“ Bei Polarlicht ist die Landschaft zwangsläufig der Vordergrund.

Die erste Frage, die es zu klären galt war die nach der Himmelsrichtung in der das Polarlicht zu erwarten ist. Über dem Berg, oder über dem malerischen Fjord? Wie kann man das vorhersagen? Natürlich gibt es zahlreiche Apps, zur Vorhersage der Intensität und der Sichtungswahrscheinlichkeit, aber diese nehmen die Sonnenaktivität der Vergangenheit als Basis für Ihre Berechnungen. Mit extrem bescheidener örtlicher Auflösung. Ein einheimischer Nordlicht-Fotograf, Robin Bræck Tøllefsen (Facebook, Instagram) wusste Rat. Er zeigte nach Ost-Nord-Ost und meinte „dort geht es los und dann wandert die Intensität langsam rüber“ und zeigte über Norden nach West-Nord-West. 

Es gibt im Netz viele wissenschaftliche Erklärungen für das Nordlicht und ich will hier keine weitere hinzufügen, aber es hilft, wenn man sich vorstellt, dass es auf einem imaginären Band auftritt. Die Intensität wandert von Ost nach West weil dieser Punkt sich von der Sonne aus gesehen auf der Rückseite der Erde befindet. Während sich die Erde dreht verschiebt sich dieser Punkt, auch ändert sich die Lage des Bandes insgesamt etwas von Norden nach Süden und wieder zurück.   

Nachdem wir uns auf eine favorisierte Location für das Nordlicht festgelegt hatten, versuchten wir uns vorzustellen, wo es denn erscheinen würde. Wenn überhaupt. Zwei Umstände müssen nach dem Einbruch der Dunkelheit noch stimmen: 

1.: muss die Sonnenwind Aktivität groß genug sein, damit es sichtbar wird. Diese wird der Einfachheit halber mit einem sogenannten Kp-Index auf einer Skala von 0-9 vorhergesagt. Basis hierfür sind Beobachtungen der Sonnenaktivität vor 2-4 Tagen. 

2.: muss die Wolkenabdeckung gering sein. Hier scheint die Region von Tromsø besonders im Vorteil zu sein, weil mit einem Standortwechsel von wenigen Kilometern manchmal auch ein Wetterwechsel möglich ist.  

Und damit sind wir beim wichtigsten Ausrüstungsbestandteil für Nordlichtjäger, dem Auto. Wir bekamen ein Hybridfahrzeug als Leihwagen. Damit sollte sich ein Standortwechsel bei Bedarf einfach bewerkstelligen lassen. Aber es kam noch besser, in einem Hybridfahrzeug kann man in klirrender Kälte stundenlang warten ohne auf Wärme und klare Fenstersicht verzichten zu müssen. Der Verbrennungsmotor springt dazu nur gelegentlich für ein paar Minuten an um die Batterie und Wärmespeicher aufzuladen. Dabei ist er noch so flüsterleise, dass der Spotify-Nordlichtjäger-Playlist ohne Hörkomfortverlust  gelauscht werden kann. Wir sind inzwischen davon überzeugt, dass sich das Polarlicht mit Edvard Grieg am besten aus seinem Versteck locken lässt.

Hybrid Fahrzeug, keine beschlagenen Scheiben und warmer Hintern garantiert

Eine anständige Kälteausrüstung ist ebenfalls mitzubringen. Falls man das beim packen des Koffers doch zu sehr auf die leichte Schulter genommen hatte, wie es mir passiert ist, hier ein Tipp: Norwegische Baumärkte haben praktische Mützen und Handschuhe für den schmalen Geldbeutel.

Wahrscheinlich hätten wir dort auch eine Thermoskanne bekommen. Gefüllt mit Kaffee ist sie ein ebenfalls nicht zu unterschätzendes Utensil zur Aufrechterhaltung der Moral. Nicht ohne Grund werden im Film, Polizisten bei langen Observationen aus dem Auto oft mit einer solchen dargestellt.  

Dann braucht man noch eine Kamera im M-Modus (M, für Meister 😉 ) auf einem Stativ, mit möglichst lichtstarkem Weitwinkel Objektiv.

Das Stativ im Schneeschauer. Gleich dahinter lauert das Nordlicht.

Jetzt muss man das Nordlicht nur noch als solches erkennen. Das ist garnicht so leicht und dafür gibt es mehrere Gründe. Viele Aufnahmen die wir im Netz davon sehen sind stark bearbeitet und gleichen eher einem Feuer in einer Chemiefabrik. Viele Videos davon sind Zeitrafferaufnahmen aus einzelnen Fotos. Die zumindest in mir die Erwartungshaltung aufgebaut haben einem wilden, glühendem Fächertanz beizuwohnen. 

Tatsächlich ist schwaches Nordlicht den nächtlichen Wolken sehr ähnlich, also nicht grün, sondern von grauer Farbe. Das ist mit der reduzierten Farbwahrnehmung des menschlichen Auges bei Dunkelheit zu erklären. „Nachts sind alle Katzen grau!“ Kennen wir noch aus dem Biounterricht. 

Die Liveview-Funktion der Kamera kommt uns zur Hilfe. Wer einen grauen Schleier am Himmel sieht und sich nicht ganz sicher ist, ob es eine Wolke, ein breiter Kondensstreifen ohne Flugzeug oder ein Nordlicht ist wird am Kameradisplay deutlich sichtbar eine grüne Überraschung erleben. Sollte das Display doch grau bleiben kann man sich zum Zeitvertreib mit bunten Stirnlampen, LED’s etc. per Lightpainting etwas Farbe in die Wartezeit malen.

(c) Silke

Wenn das Polarlicht dann aber in mal in voller Fahrt ist darf der Fotograf nicht vergessen auch den Auslöser zu drücken. Das Spektakel kann viele Formen haben. Ein schlicht und ruhig da liegendes Band, wedelnde Fächer, Spiralen- und Wellenförmig.  

  

In der Vor- und Nachbereitung zu diesem Trip habe ich gelernt, dass zum Polarlicht noch viele Fragen nicht beantwortet sind und es durchaus Gegenstand von umfangreichen Forschungen ist. Youtube Video.

Wie das Licht auf Ureinwohner gewirkt hat, die noch ohne wissenschaftliche Erklärungen dazu auskommen mussten kann man sich nur vorstellen. Was rückblickend betrachtet vielleicht am eindrucksvollsten für mich war, ist diese Unvorhersagbarkeit. Wir kennen Wellen auf der Wasseroberfläche. Wir haben ein mentales Model davon, wie sie sich ausbreiten, reflektieren, brechen. Beim Nordlicht fehlt mir dieses völlig, es ist nicht intuitiv warum es mal glatt da liegt, dann plötzlich feinere Strukturen bekommt, sich wellt und auffächert oder einfach erlischt. Diese hätte ich erst durch viele Beobachtungen trainieren müssen. Das offenbart, wie exotisch und besonders diese Beobachtungen für mich waren.

Mir jedenfalls hat dieses Abenteuer grossen Spass gemacht und es sind viele prima Bilder dabei entstanden.

Zum Schluss noch ein paar Landschafts-Impressionen.

„They write here the most important utensil for the Aurora Hunt would be a car!?!?“ What Silke read, should soon prove to be correct, but later.

First of all, I would like to introduce to you my travel companion and photo friend Dr. Silke Bayer. We are both Hurtigruten fans and have made a total of 8 trips in the past. 5 years ago, we were the proud winners of an Olympus competition. At the photo workshop (that was the price) in Hamburg we got to know each other.

Silke’s blog

Despite numerous Hurtigruten rides, we were not able to make a decent northern lights photo.

It should be a mutual photo expedition. But where? North of the Arctic Circle, that’s clear. Iceland, Norway, Sweden or Finland were in the race, but in the end we decided for Norway, more precisely for Tromsø: Apart from the polar lights, it offers many other attractions. Not for nothing it is considered the Paris of the North.

As we should still learn, Tromsø is particularly suitable for aurora photography, because the landscape around it is very variable depending on the location.

The first question to be clarified was the direction in which the aurora is to be expected. Over the mountain, or over the picturesque fjord? How can you predict that? Of course, there are many apps that predict intensity and sighting probability, but these take the past solar activity as the basis for their calculations. With extremely modest local resolution. A native northern lights photographer, Robin Bræck Tøllefsen (Facebook, Instagram) knew advice. Pointing east-north-east, he said, „There it starts and then the intensity slowly moves over“, pointing north to west-north-west.

There are many scientific explanations for the Northern Lights in the web and I don’t want to add any more here, but it helps if you imagine it occurs on an imaginary band. The intensity moves from east to west because this point is seen from the sun on the back of the earth. As the earth rotates, this point shifts, and the overall position of the band changes somewhat from north to south and back again.

After we had decided on a favorite location for the northern lights, we tried to imagine where it would appear. If any. Two circumstances have to be right after dark:

1st: the solar wind activity must be large enough for it to be visible. This is predicted for simplicity with a so-called Kp index on a scale of 0-9. This is based on observations of solar activity before 2-4 days.

2nd: the cloud cover must be low. Here, the region of Tromsø seems to be particularly at an advantage, because with a change of location of a few kilometers sometimes a change of weather is possible.

And that brings us the most important equipment for Northern Light Hunters, the car. We got a hybrid vehicle as a rental car. This should make it easy to relocate if needed. But it got even better, in a hybrid vehicle, you can wait for hours in the bitter cold without having to give up heat and clear window vision. The internal combustion engine will only occasionally start for a few minutes to recharge the battery. It is still so whisper-quiet that the Spotify Northern Light Hunters playlist can be heard without loss of hearing comfort. We are now convinced that the polar lights with Edvard Grieg can best lure from its hiding place.

Decent cloth equipment is also required. If you had taken it too lightly when packing the case, as it happened to me, here’s a tip: Norwegian hardware stores have practical hats and gloves for the tight purse.

We would probably have gotten a thermos there too. Filled with coffee, it is also a not to be underestimated utensil to keep the good moral.

Then you need a camera in M ​​mode (M, for master ;-)) on a tripod, with the widest possible wide-angle lens.

Now you just have to recognize the northern lights as such. This is not so easy and there are several reasons for this. Many of the shots we see on the net are heavily edited and more like a fire in a chemical plant. Many videos are time-lapse shots from individual photos.

In fact, faint northern lights are very similar to nocturnal clouds, not green, but gray in color. This can be explained by the reduced color perception of the human eye in the dark. „At night, all cats are gray!“ We still know from the biological lessons in school.

The liveview feature of the camera comes helps us here. Anyone who sees a gray veil in the sky and is not sure whether it is a cloud, a wide contrail without a plane or a northern light will clearly see a green surprise on the camera display. If the display is still gray, you can paint some color in the waiting time with colorful headlamps, LED’s, etc. by light painting.

But when the polar lights are at full intensity, the photographer must not forget to press the shutter button, too. The spectacle can take many forms. A simple and quiet band, wagging fans, spiral and wavy.

In the preparation and follow-up to this trip, I learned that the Aurora still many questions are not answered and it is quite the subject of extensive research.

You can only imagine how the light impressed indigenous people who had to explain it without any scientific knowledge. Perhaps the most impressive thing for me in retrospect is this unpredictability. We know waves on the water surface. We have a mental model of how they spread, reflect, break. Observing the northern lights I miss this completely, it is not intuitive why it lies there smoothly, then suddenly gets finer structures, curls and fanning or simply goes out. I would have had to train through many observations. This reveals how exotic and special these observations were to me.

In any case, this adventure was a lot of fun and many great pictures were taken.

Finally, a few landscape impressions.

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