Sexy TAP ist dem Dr. Mandler sein Augenautofokus

(scroll down for engl. version)

„Welchen Leica-M Adapter wollen Sie für Ihre Sony? Den manuellen oder den mit Autofokus?“ Ich stand bei einem renommierten Hamburger Fotohändler und machte ein dummes Gesicht, während ich dem Verkäufer in Gedanken einen Vogel zeigte. Das es Adapter für Canon-Objektive gab, die bekanntlich mit Autofokusmotoren ausgestattet sind, hatte ich wohl gewusst. Dass es aber einen Adapter geben sollte, der meinem über 50 Jahre alten, manuellen, Leica M Summicron 50mm, dieses Kunststück beibringt, hielt ich für eine Fantasterei des Verkäufers. Ich nahm den manuellen und zahlte.

Leica M auf Sony FE-Mount Adapter mit Autofokus

Inzwischen ist viel Wasser die Elbe hinuntergeflossen und ich habe inzwischen gelernt, es gibt ihn doch. Der TechArtPro LM-EA7. Die meisten Leica-M Objektive kommen ohne Floating-Elements aus (FLE). Zum fokussieren wird der gesamte Linsenstapel, als eine fest miteinander verbundene Einheit, durch einen Schneckentrieb bewegt. Der Abstand zur Film-/Sensorebene wird so variiert, dass der gewünschte Bereich scharf eingestellt ist. Wenn es beispielsweise erforderlich ist, den Linsenstapel des Objektivs um einen Millimeter näher an den Sensor zu bringen, dann bewegen sich alle Linsen um einen Millimeter. Hat ein Objektiv Floating Elements ist das nicht so, dann kann es sein, dass einzelne Linsen dem Beispiel entsprechend weniger als einen Millimeter bewegt werden. Mit diesem zusätzlichen Freiheitsgrad erkauft sich der Entwickler eine reduzierte Naheinstellgrenze und mehr Schärfe bei geringen Fokusdistanzen. So ist klar warum das doch funktionieren kann. Wenn nur der Abstand des Objektivs zum Sensor variiert werden muss, dann kann das auch ein Adapterring mit eingebautem Motor. Die Ansteuerung kommt dann vom Autofokussystem der Kamera. Bei der spiegellosen Sony A7RIII-IV und A9 ist das so ausgereift, dass man inzwischen den Begriff „festsaugen“ benutzen kann. Zumindest wenn es um die Augen bzw. das Gesicht des/der fotografierten geht.

Den Look von manuellen Objektiven mit einem Autofokus von heute. Bringt es das? Aber Ja! Mir sind viele Linsen für die Sony einfach zu scharf. Der Unterschied fiel mir besonders auf, als ich im vergangenen Dezember mein Buch gedruckt in den Händen hielt und durch die Seiten blätterte. Die Strecke von Geeske hatte ich abwechselnd mit Sony Linsen und Leica fotografiert und mir gefielen die überscharfen Bilder nicht mehr.

Viele manuellen Linsen haben einen anderen Schmelz, der besser zum Sujet passen will. Es müssen auch nicht die wertvollen Leica M-Linsen sein. Auf dem Gebrauchtmarkt sind eine Fülle weiterer Objektive zubekommen, die sich alle an Leica-M und damit über den TAP an die Sony adaptieren lassen. Phillip Reeve unterhält dazu eine ganz hervorragende Website. Ein Besuch lohnt sich.

Nachfolgend ein paar Beispiele, für Objektive die ich sehr gern auf diese Art verwende.

Voigtländer Nokton 40mm f/1.2, das ist eine recht aktuelles Design. Im Gegensatz zum VM 35mm f/1.2, welches ich damit ersetzt habe, ist es auch bei f/1.2 scharf genug. Die Leica M hat für 40mm keinen Leuchtrahmen, es wird 50mm angezeigt. An der Sony bekommt man selbstverständlich die ganze Wahrheit in den Sucher eingeblendet. Das hintere Bokeh ist harmonisch rund und frei von Seifenblasen, wie es bei anderen schnellen Voigtländerlinsen der Fall ist. Es neigt ein wenig zu Flares, die ich aber ganz gerne sehe. Das Nokton ist inzwischen meine „Immerdrauf-Linse“ geworden. Sie liegt zwischen 35 und 50mm, bietet also etwas mehr Weitwinkel als Standard, dazu ein beträchtliches Freistellungspotential mit guter Schärfe. Ich nutze es für die Streetfotgrafie über Portrait bis hin zu Sensual-Nude. Hier kann ich damit das Gesicht im Fokus und den Rest in der Unschärfe abbilden.

Minnie Mitsouka in Tokio mit dem Nokton 40mm f/1.2 am TechArtPro an der Sony A7RIII, Augenautofokus
Lorelei mit dem Nokton 40mm f/1.2 am TechArtPro an der Sony A7RIII, Augenautofokus

Leica R Summilux 80mm f/1.4, dieses Objektiv wurde 1980 eingeführt und ist dem legendären Leica M 75mm f/1.4 sehr ähnlich. Designt wurde es von Dr. Mandler. Er war über 20 Jahre Leiter der Optikentwicklung bei Leica. Objektive, die aus seiner Feder stammen sind noch heute sehr beliebt.

Cremiges Bokeh und eine gute Farbwiedergabe zeichnen alle seine Designs aus. Auch das erste Noctilux ist von ihm. Hier schreibt ein Fan davon. Ich habe das 80er noch nicht sehr lange in meinem Besitz. Die Preise bei EBay steigen kontinuierlich an. Das Objektiv ist ein haptischer Hochgenuss. Massiv aufgebaut aus Metall und Glas, scheinbar unverwüstlich. Die Gegenlichtblende aus Metal ist im Mantel versenkt und bei Bedarf auszuziehen. Ich könnte es stundenlang in der Hand halten und am Blendenring drehen. Es ist knapp 40 Jahre alt und funktioniert wie am ersten Tag. Und das wird es auch in 40 Jahren noch machen. Was für eine Beständigkeit in heutiger, digitaler Schnelllebigkeit. Apropos Funktion: Bei Blende f/1.4 ist es angenehm scharf, jedoch bei reduziertem Kontrast. Das Bokeh ist dabei Butterweich. Ab f/2.0 wird auch der Kontrast gut abgebildet. Portraits mit weichem Hintergrund ist die Disziplin des Summiluxes und knappe 40 Jahre nach dessen Vorstellung, jetzt auch mit Augenautofokus. Das ist ein Genus bei dem hauchdünnen Schärfebereich, den es liefern kann.

Cecilia, Summilux R 80mm f/2.0am TechArtPro an der Sony A7RIII, Augenautofokus
Leica R Summilux 80mm f/1.4 via R auf M-Adapter am TechArtPro an der Sony A7RIII

Leica R Summicron 90mm f/2.0, dieses Objektiv ist dem Summilux ganz ähnlich. Es ist etwas leichter, etwas weniger Lichtstark Aber liefert schöne Farben und knackigen Kontrast.

Minnie Mitsouka in Tokio mit dem Summicron R 90mm f/2.0 am TechArtPro an der Sony A7RIII, Augenautofokus
Lorelei mit dem Summicron R 90mm f/2.0 am TechArtPro an der Sony A7RIII, Augenautofokus

Voigtländer Nokton 50mm f/1.1, das Noctilux des kleinen Mannes gehört zu meinen Lieblingsobjektiven. Nach einem Verriss durch Ken Rockwell, erfreut es sich bestimmt keiner übermäßigen Beliebtheit mehr. Meiner Meinung nach hatte er einfach ein schlechtes Exemplar zur Bewertung vorliegen. Ich habe es mir vor 2 Jahren gekauft. Dann durch ein anderes 50er ersetzt und folglich wieder verkauft. Daraufhin fehlte es mir so, dass ich es umgehend wieder gekauft habe. Das neuere zeichnet bei f/1.1 deutlich schärfer. Das Bokeh ist etwas harsch und seifenblasig. Aber alle Bilder die damit gemacht wurden, haben eine hohen Wiedererkennungseffekt: einen märchenhaften verträumten Look.

Auf dem Skatepark mit dem Nokton 50mm f/1.1 am TechArtPro an der Sony A7RIII, Autofokus
Minnie Mitsouka in Tokio mit dem Nokton 50mm f/1.1 am TechArtPro an der Sony A7RIII, Autofokus
Auf dem Skatepark mit dem Nokton 50mm f/1.1 am TechArtPro an der Sony A7RIII, Autofokus

Leica R Elmarit 135mm f/2.8

Elmarit R 135mm f/2.8
Elmarit R 135mm f/2.8
Elmarit R 135mm f/2.8

Leica R Elmarit 180mm f/2.8

Cecilia mit dem Leica R Elmarit 180 f/2.8 via R auf M-Adapter am TechArtPro an der Sony A7RIII

Zum Schluss noch ein paar Ergänzungen:

  • Ich bin nicht von TechArt gesponsert, noch werde ich bezahlt. Das Ding macht mir nur ganz viel Spaß.
  • Der Fokussierweg von Leica R ist länger als von Leica M, d.h. man muss ggf. etwas manuell vorfokussieren.
  • Leica R Objektive sind z.T. schwerer als es die TechArt Spezifikationen zulassen. Mich stört das nicht, meinen Adapter bisher auch nicht.
  • Die Skateboards sind diese megacoolen, trendigen boo/G Boards von boo-g.com. Man sieht die jetzt in Hamburg öfters als die schon weit verbreiteten E-Scooter.
  • Das allerbeste: Leica R Objektive steigen gegenwärtig im Wert:
  • Nachtrag: das die Autofokusperformance nicht gleich gut ist wie bei einem nativen Sony Objektiv (Einstellzeit, Trefferrate) ist bestimmt jedem Leser hier klar.

Engl. Version

„Which Leica-M adapter do you want for your Sony? The manual one or the one with autofocus?“ I stood at a well-known photo retailer in Hamburg and made a stupid face. I had been aware that there were adapters for Canon lenses that were equipped with autofocus motors. But I can‘t think of an adapter that would teach my over 50 year old manual Leica M Summicron 50mm this trick. I took the manual and paid.

Meanwhile I have learned in the that it does exist. The TechArtPro LM-EA7. Most Leica-M lenses do not require floating elements (FLE). To focus, the entire lens stack is moved by gear. The distance to the film/sensor plane is varied so that the desired area is in focus. For example, if it is necessary to bring the lens stack of the lens one millimeter closer to the sensor, all lenses will move one millimeter. If a lens has floating elements, it may be that individual lenses are moved less than one millimeter, according to the example. With this additional degree of freedom, the developer buys a reduced close-up limit and more sharpness at short focus distances. So it is clear why this can work. If only the distance between the lens and the sensor has to be varied, then an adapter ring with a built-in motor can do the job. The control comes from the autofocus system of the camera. In the case of the mirrorless Sony A7RIII-IV and A9, this is very good. At least when it comes to the eyes or face of the person being photographed.

The look of manual lenses with an autofocus of today. Does it work? Oh yes! Many lenses are just too sharp for me. I noticed the difference last December when I held my printed book in my hands and flipped through the pages. I had photographed Geeske alternately with Sony lenses and Leica, and I did like the smooth images much more than the crispy sharp ones.

Many manual lenses have a different melt, that wants to fit better to the sujet. It doesn’t have to be the valuable Leica M lenses. On the second-hand market, there is a lot of other lenses available, all of which can be adapted to Leica-M and thus to Sony via the TAP. Phillip Reeve maintains an excellent website for this purpose. It’s worth a visit.

Here are a few examples of lenses I like to use in this way.

Voigtländer Nokton 40mm f/1.2, this is a quite current design. In contrast to the VM 35mm f/1.2, which I replaced with it, it is also sharp enough at f/1.2. The Leica M has no viewfinder frame for 40mm, it shows 50mm. On the Sony you get of course the whole truth. The rear Bokeh is smooth round and free of soap bubbles, as is the case with other fast Voigtländer lenses. It tends a little to flares, which I like much. The Nokton has become my „Always on Lens“ in the meantime. It lies between 35 and 50mm, so it offers a little more wide angle than standard, in addition a considerable exposure potential with good sharpness. I use it for street photography, portraits and sensual nudes. Here I can focus on the face and blur the rest.

Leica R Summilux 80mm f/1.4, this lens was introduced in 1980 and is very similar to the legendary Leica M 75mm f/1.4. It was designed by Dr. Mandler. He was head of optics development at Leica for over 20 years. Lenses that came from his feather are still very popular today. Creamy bokeh and good color rendering characterize all his designs. He also designed the first Noctilux. Here a fan writes about it. I haven’t had the 80s in my possession for very long. The prices at EBay rise continuously. The lens is a haptic delight. Solidly built from metal and glass, seemingly indestructible. The metal lens hood is recessed in the barrel and can be pulled out if necessary. I like to hold it in my hand for hours and just turn its aperture ring. It’s almost 40 years old and works just like the first day. And it will still do that in 40 years. What a consistency in today’s digital fast-paced world. Speaking of function, at aperture f/1.4 it’s pleasantly sharp, but with reduced contrast. The bokeh is soft as butter. From f/2.0, the contrast is also well reproduced. Portraits with a soft background is the discipline of Summilux and 40 years after its introduction, even with eye autofocus, it is a pleasure to use the wafer-thin focus range it can deliver.

Leica R Summicron 90mm f/2.0, this lens is very similar to the Summilux. It’s a little lighter, a bit less fast but with nice colors and lots of contrast.

Voigtländer Nokton 50mm f/1.1, the Noctilux of the poor is one of my favourite lenses. After it was torn apart by Ken Rockwell, it certainly doesn’t enjoy excessive popularity anymore. In my opinion he simply had a bad unit for evaluation. I bought it 2 years ago. Then replaced by another 50mm and consequently sold again. Thereupon I missed it so that I bought it immediately again. The newer one is much sharper at f/1.1. The Bokeh is a bit harsh and soapy. But all pictures taken with it share a high recognition effect: a fabulous dreamy look.

A few remakes at the end:

  • I’m not sponsored, nor am I paid Boy TechArt. This tiny thing is just a lot of fun for me.
  • The focusing distance of Leica R is longer than Leica M, you may have to pre-focus a bit manually.
  • Leica R lenses are sometimes heavier than the TechArt specifications allow. This doesn’t bother me, nor does it bother my adapter yet.
  • The skateboards are these super cool, trendy boo/G boards from boo-g.com. You can see them now in Hamburg more often than E-Scooters.
  • The very best: Leica R lenses are currently increasing in value:
    • Summilux R 80mm +11€/week
    • Summicron R 90mm +8€/week
    • Elmarit R 180mm +1,58€/week
  • Autofocus performance in respect to hitrate and speed is not the same as a native Sony lenses.

4 Kommentare zu „Sexy TAP ist dem Dr. Mandler sein Augenautofokus

  1. Ich habe auch immer gerne das R 2.8 135 von Leica zum Portraitieren genutzt. Das Pendant dazu habe ich nun in Form M 2.8 135. Ist höllisch schwer, aber ich mag es sowohl für Portraits wie auch für Landschaft.

  2. Pingback: 38% GOLDEN HOUR
  3. Ich habe diesen Adapter auch schon lieben gelernt! An meiner Sony A7III in Kombination mit meinem 35er Leica Summilux ist es ein Traum. Allerdings hat es gerade mitten im Urlaub von jetzt auf sofort seinen Geist aufgegeben… Sehr ärgerlich. Aber die Kombination ist so grossartig, dass ich trotz der schlechten Haltbarkeit morgen ein neues kaufen werde. 🙂

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